Archives

Wir leben in einer Zeit in der alle reden aber die Menschen haben vergessen zuzuhören! — Bjørn Ihler

 

Die Waage unterscheidet nicht zwischen Gold und Blei

Prolog zum Werk Nr110

Nr110 Abwägen

Nr110 Abwä­gen

Zwi­schen Win­ter und Früh­ling war‘s, als die Welt begann, kom­plett aus dem Ruder zu lau­fen, im Jah­re Zwan­zig­zwan­zig, dem Jahr, wel­ches in der Schweiz mit einer erstaun­lich mil­den Grip­pe­sai­son begon­nen und des­sen Win­ter kaum Schnee in die Nie­de­run­gen gebracht hat­te… Doch dann ver­brei­te­ten sich vira­le Sta­ti­sti­ken rasend schnell über meh­re­re Kontinente…

Was dann pas­sier­te, wie die Schwei­zer Regie­rung und ‑Bür­ger dar­auf reagier­ten, was es mit dem dop­pel­ten Sym­pa­thie­bo­nus auf sich hat, war­um Ret­tungs­kre­di­te Ban­ken rei­cher und Bür­ger ärmer machen und — war­um beim Abwä­gen von Todes­zah­len Beklem­men­des herauskommt…

All dies war hier der inspi­rie­ren­de Stoff für des Kunst­wer­kers hei­ter ver­ge­be­nes Tun. Und so freue ich mich sehr, Ihnen das WERK NR110 ABWÄGEN mit wei­te­ren Bil­dern, Werk­da­ten und einem Kom­men­tar von W. Stu­der vor­stel­len zu können.

Mara/Mai 2020

 

Wo ist der Meister geblieben

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr60 Krank

Nr60 Krank

(stu) Das was hier wie ein Spät­werk der gros­sen Meret Oppen­heim oder wie eines der preis­li­chen Luxus­wer­ke von Yoko Ono, der geni­al Mer­kan­ti­len aber ewig in den Schat­ten ihres hin­ge­meu­chel­ten Gat­ten ver­damm­ten Künst­le­rin, aus­sieht und uns irgend­wie in sei­nem hos­pi­tal-ästhe­ti­schen Grau­sel-Out­fit mit dem nadel­kis­sen­ar­tig mit Sprit­zen gespick­ten Charme eines knapp den Sta­tus eines seri­ös  gesund­heits­re­le­van­ten Mas­sa­ge­ge­rä­tes ver­fehl­ten Sex-Toys mehr ver­wirrt, als uns lieb sein kann, ist ja auch nur bedingt als ein ledig­lich not-stand-gei­ler Igel mit der kru­den Potenz eines instan­tent­flamm­ba­ren geschlechts­zen­trier­ten Super-Jun­kies zu ver­ste­hen. Nein! Es ist nichts davon und es ist auch nicht ein ala­bast­ri­ges Edel­nichts, geschaf­fen mit dem geho­be­nen Anspruch in der näch­sten Bien­na­le in den Rän­gen zu glän­zen, als hät­te man die fal­sche Beschei­den­heit eben erfun­den und auch gleich mit Löf­feln gefres­sen und viel­leicht noch um eine Sprit­zen­län­ge weni­ger haben wir, das Publi­kum, es mit einem intro­ver­tier­ten Nagel­kis­sen für den edlen Design­be­wuss­ten Fakir zu tun, der im lust­vol­len Erdul­den des Schmer­zes nicht allein sei­ne dunk­len Sei­ten aus­lebt und uns mit der Flam­me der Ein­sicht und der Lust aus­zu­leuch­ten ver­sucht, uns also in die­sem Lich­te den unse­rer unbe­zähm­ba­ren Gier unaus­weich­lich fol­gen­den Domi­no­ef­fekt in den Unter­gang pro­phe­zei­en. Nein! (mehr …)

 

Vom Jagen und Jäten

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr59 XXL

Nr59 XXL

(stu) Ein Latei­ner des Früh­chri­sten­tums hät­te sofort erkannt, dass es sich beim solid sau­ber gear­bei­te­ten und matt schwarz gestri­che­nen Objekt um ein Kreuz han­delt, das etwas merk­wür­dig anmu­tend einen um ein Viel­fa­ches ver­dick­ten Kreuz­stän­der auf­weist, neben dem die Kreuz­ar­me nur mehr wie lächer­li­che Stum­mel­chen wir­ken. Der Früh­christ wäre dann näher getre­ten um die Inschrift ent­zif­fern zu kön­nen. XXL hät­te er dann gele­sen und scharf­sin­nig gefol­gert, dass hier ein Gemein­schafts­grab für 30 Per­so­nen mar­kiert war. Wir, die wir ohne­hin immer alles bes­ser wis­sen, als unse­re Ahnen, wis­sen natür­lich, dass XXL nicht die römi­sche Zahl 30 meint, son­dern dass IGGS IGGS LARTSCH die Bezeich­nung für Über­grös­se ist, für sau­mäs­sig gross und irre dick […]

 

Gefrorene Tränen versus Verblödung

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr57 Surrogat 1

Nr57 Sur­ro­gat 1

(stu) Eine stramm­ge­sun­de Topf­pflan­ze ent­wickelt bei nähe­rem Hin- und Rund­um­se­hen den Charme einer etwas skur­ri­len Sonn­tags­ba­ste­lei, indem näm­lich an der Basis des Top­fes drei han­dels­üb­li­che Bat­te­rien für Taschen­lam­pe oder so gebün­delt ange­fügt und durch zwei ver­schie­den­far­bi­ge elek­trisch lei­ten­de Kup­fer­dräh­te, deren Enden pro­fes­sio­nell gehäu­tet dis­kret ins Erd­reich gesteckt, zu einem Gan­zen ver­bun­den sind. Man kann bei die­sem Werk ein harm­lo­ses Avers von einem bedeu­tend weni­ger harm­lo­sen und bei zuneh­men­der Betrach­tung zuneh­mend bestür­zen­de­res Revers unter­schei­den. Das Avers zeigt uns die bür­ger­sin­ni­ge Grün­pflan­ze mit ihrer Daten­ban­de­ro­le. Das Revers die Ener­gie zu- oder abfüh­ren­de elek­tri­sche Maschi­ne, die als­bald als Bom­be erkannt, dem Magen ver­hal­te­ne Panik­krämp­fe beschert […]