Nr18 Rahmenhandlung 5

7 Tableaus ger­ahmt, Schwarz-Weiss-Druck, 170x32x1.5 cm, © mara 2007

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Inspiration

Erst der jew­eilige Rah­men gibt dem Geschehen die jew­eilige Bedeu­tung… Hier wahre Tage­sak­tu­al­itäten und Fak­ten. Die äusser­ste dieser Rah­men­hand­lun­gen (let­ztes Tableau re) zeigt die Rah­men­hand­lung der glob­alen Bevölkerung­sex­plo­sion. Die über­ge­ord­nete, alles umfassende Rahmenhandlung?

Das Werk

<Nr18 Rah­men­hand­lung 5> legt den Grund­stein zur gle­ich­nami­gen Artikel-Serie und beste­ht aus sieben „Umrah­mungen” von unter­schiedlichen Pressemel­dun­gen. Jedes der sep­a­rat ger­ahmten Tableaus ver­an­schaulicht jew­eils eine men­schliche Inter­ak­tion als Rah­men­hand­lung. Kun­st­sprech: FRAME ACTION

Klassifikation

<Nr18 Eskala­tion> ist ein Werk aus dem Wer­kraum Rahmenhandlung

Bekanntgabe

Nov 2007

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Von Rittern und Drachen

Kommentar zum Werk Nr 18

(stu) Je zwei des vierzehn Buch­staben umfassenden Wortes RAHMENHANDLUNG in iden­tis­che Rah­men sin­ngemäss hin­tere­inan­der geset­zt und mit je ein­er optisch als Fuss­note ins Bild geset­zten spez­i­fis­chen Rah­men­hand­lung ergeben sieben Einzel­bilder die, zum waa­grecht­en Ganzen gefügt, dieses Werk Maras aus­machen. Die klar­lin­ige Ästhetik — das Werk kön­nte ohne Weit­eres im Design-Laden, Bank­foy­er, im Architek­tur­büro oder im Lehrerz­im­mer etc. hän­gen — ver­hält sich allerd­ings zum Inhalt wie der Schaf­spelz zum Wolf.

Es zwin­gen die optisch kaum ins Gewicht fal­l­en­den Texte und die sie umfassende Struk­tur der iden­tis­chen Rah­men dazu, das ganze Schreck­enswerk in Descartschem Sinne räum­lich ins Unendliche zu extrapolieren. Mara gelingt es mit diesem Gestal­tungsmodus tat­säch­lich, sämtliche andern bekan­nten, erin­ner­baren, zukün­ftig anzunehmenden und die end­lose Liste all jen­er Entset­zlichkeit­en, die wir nicht ken­nen oder noch nicht ein­mal erah­nen kön­nen, anzumah­nen. Wie so oft, so eben auch bei diesem Werk, ban­nt uns der Kunst­werk­er mit dem Stim­m­ga­bel-Effekt. Schla­gen wir dieses Instru­ment an, klin­gen wun­der­bar­er Weise sämtlich existieren­den Töne, der ganze akustis­che Kos­mos, mit — selb­st jene, die unsere­in­er nicht hören kann. Nur lei­der ist hier die Fülle dessen, was mit assozi­iert wird, ganz und gar nicht wohltuend schön und reine Har­monie. Die Gabel des Kunst­werk­ers ist eher eine kos­mis­che Mist­ga­bel, die niemals aus­re­ichen wird, den riesi­gen Stall auszumisten.

Hat man sich einge­s­tanden, dass alle die uns ein­fal­l­en­den Lösungsan­sätze gegen den Wach­s­tum­swahn kaum aus­re­ichen, das zu Grunde liegende Prob­lem MENSCH auch nur dem Prinzip nach zu begreifen, stellen wir uns die glück­licher­weise etwas die Sorge zer­streuende und von dieser ablenk­ende näch­ste Frage: Was um Him­mels Willen treibt den Kunst­werk­er Mara an? Warum führt er uns und in fast noch stärk­eren Aus­mass sich selb­st immer und immer wieder die lei­di­ge Katas­tro­phe in unter­schiedlich­ster Aus­bil­dung und zugegeben mit Witz und dito Unter­hal­tungswert vor Augen? Warum plagt er sich und uns in fast zwang­haftem Durch­hal­ten mit dem Hor­ror, der auch ohne seine Darstel­lung existiert — und dies auch noch, ohne Lösun­gen anbi­eten zu kön­nen? Ist der Kunst­werk­er Mara — in sein­er Sprache, der Sprache des Psy­chi­aters aus­ge­drückt und selb­stre­dend mit ein­er gehöri­gen Por­tion Ironie unter­legt — ein DEPRESSIVER SADOMASOCHISTISCHER NEUROTIKER? Ist sein kün­st­lerisches Tun etwa als AUTOTHERAPEUTISCH zu ver­ste­hen, dem gegenüber sich der PATIENT, bzw. dessen EGO, dann aber auch noch als THERAPIERESISTENT erweist und sich dann — weil der Kunst­werk­er offen­sichtlich seine Bemühun­gen nicht ein­stellt — in ein­er ana­lytisch nicht mehr zu erschliessenden Ver­schachtelung eine QUADRATUR DES NEUROTISCHEN ergibt, in der sich Mara in den tief­sten Tiefen des PATHOLOGISCHEN verliert?

Obwohl ich noch seit­en­weise in dieser Ter­mi­nolo­gie weit­er baden kön­nte, ist natür­lich klar, dass rein gar nichts davon wirk­lich zutrifft. Im Gegen­teil: Mara ist zwar zweifel­sohne ein kunst­werk­ender Lust­täter, aber — und hier wird es nun tief ernst — er ist inhaltlich ein selb­st­be­trof­fen­er Mah­n­er, der sich darin nicht zurück­hal­ten mag.

Leuten dieser “faden­graden” Art wer­den seit ewigen Zeit­en Vor­würfe abstruses­ten Inhalts gemacht und — da sie ja nie der Unwahrheit bezichtigt wer­den kön­nen und somit immer recht behal­ten — sagt man ihnen Krankhaftigkeit nach. Um sie klein und ruhig zu hal­ten, wer­den sie in der Regel gerne und bedenken­los diffamiert.
Ler­nen wir daraus als die Moral von der Geschichte: Es ist gut, dass es RITTER gibt, die gegen den DRACHEN des WACHSTUMSWAHNSINNS kämpfen. Und, noch fast wichtiger, ler­nen wir stets die RITTER von den DRACHEN zu unter­schei­den. Fol­gen wir kon­se­quent dieser Devise, schla­gen wir uns selb­st zu Rit­tern, schaf­fen wir auf diese zauber­hafte Weise, zusam­men mit dem Kunst­werk­er, Heer­scharen von Rittern!

(Ich jeden­falls, der Autor dieser Zeilen, wollte schon immer ein Rit­ter sein)

W. Stud­er

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<– Wer­kraum Rahmennhandlung

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