Platz da!
Die Schlange soll nicht nur länger werden, sondern — noch länger.
Unbändiger (evolut.) Erfolg
Im Artikel Finale habe ich die globale Bevölkerungsexplosion (tägliche Zunahme um ca. 220’000 Menschen) als erfolgreichste und gleichsam folgenschwerste Rahmenhandlung des Menschen dargestellt und in diesem Zusammenhang auch erwähnt, dass die Wachstumsprognosen der Vereinten Nationen in der Vergangenheit laufend nach oben korrigiert werden mussten. Leider hat diese Feststellung nichts an Aktualität verloren, macht man den aktuellen Stand des Irrtums zur Messlatte: Nur zwei Jahre nach ihrer letzten Vorhersage (2011) korrigiert die UNO diese erneut um rund 250 Millionen Menschen — nach oben. Auf 9,6 Mia Menschen soll die Weltbevölkerung demnach bis zum Jahr 2050 wachsen. Gingen die Statistiker 2003 noch von einem Rückgang der Weltbevölkerung ab dem Jahr 2040 aus, prognostizieren sie nun ein stetiges Wachstum bis zum Ende dieses Jahrhunderts auf 13,2 Mia Menschen.
Unbändige Probleme
Uns müsste schwindlig werden beim Blick auf die globale Wachstumskurve, wären da nicht diese (segensreichen?) irrealen Scheuklappen, die unser Blickfeld einschränken. Der endlose Durst nach Mehr — mehr Geld, mehr Autos, mehr Besitz, mehr Mehr — lässt uns in die (Wachsdums-) Sterne blicken und den drohenden Abgrund vor unseren Füssen ausblenden. Wir verleugnen die bedrohliche äussere Wirklichkeit und ersetzen diese durch wunscherfüllende Phantasien, die in Konsumtempeln, Casting-Shows und rosaroten (Alb-)Träumen befeuert werden. Ein unerschrockener Blick nach vorne liesse uns allerdings unschwer erkennen, dass der Menschheit die Phase des unbändigen (evolutionären) Erfolgs zur Phase der unbändigen Probleme geraten ist:
- Dichtestress mit Verteil- und Verdrängungskämpfen, Armut, Hunger, Arbeitslosigkeit, Zunahme von Slums in Entwicklungsländern, Umweltprobleme mit Flächenverbrauch, Erdölverbrauch, Überfischung, Entwaldung, Wasserverbrauch, Schadstoffausstoss…
Unbändige Ansprüche
Die Hälfte ist weg. Gemäss einer kürzlich veröffentlichten Studie des WWF hat der Mensch die Wirbeltiere auf unserem Planeten stark dezimiert. Mehr als 10‘000 Wildtierpopulationen von 3‘000 Wirbeltierarten in der ganzen Welt wurden in dieser Studie über einen Zeitraum von 40 Jahren erfasst: Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische. Bereits die Hälfte [sic!] dieser Tiere musste ihren Platz bereits räumen…
Das ist jenseits von Gut und Böse, wahr und — eine Rahmenhandlung.
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