Die Pest ist ein Aperçu

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr45_Eskalation_006

Nr45 Eskala­tion

(stu) Ein Hauch von edlem Holz­spiel­zeug von unschul­diger Hand­werk­lich­keit und abs­trakter plas­ti­scher Qua­lität, zwi­schen PAS­TO­RINI und VISA GLORIA zu asso­zi­ieren. Auch ger­ade mit sein­er fast pudrig feinen Ober­fläche zeigt sich <Nr45 Eskala­tion> als künst­le­ri­sche Spie­lerei in Weiss und Rot und – als licht­es ste­hendes Mobile schwe­bend erschei­nend – als eine der Ästhetik CALDER’S ver­pflich­tetes Werk, das in seinem Sinne auch als UN BLANC ET UN ROUGE beti­telt wer­den kön­nte.

Da ist dann auch noch dieser fast zu über­se­hende Knick in der in Weiss und Rot anson­sten wun­der­schön har­mo­nisch figu­rierten Bucht. Gle­ich­sam einem gestal­te­ri­schen Aperçu, spon­tan ent­wachsen der Intui­tion des Autors als raf­fi­niert hüb­sche Unre­gel­mäs­sig­keit, die der Betrach­tung zusätz­lich Anreiz verleiht.

Nun gut. Die Lust der Betra­chter hält sich ja dann doch ziem­lich in den Gren­zen der unschö­nen Rea­lität, die sich in der im Werk von Mara tat­säch­lich wie­der­ge­ge­bene Kurve des welt­weiten Wachs­tums der mensch­li­chen Spe­zies unmit­telbar präsentiert.
Wobei – aus Platz­gründen hat der Doku­men­ta­rist offen­bar nicht ein­mal die voll­stän­dige Kurve zu zeigen ver­mocht, son­dern nur qua­si den jüng­sten Abschnitt dieses in dra­ma­ti­scher Expo­nen­ta­lität in die Unvor­stell­bar­keit ein­mün­denden Ver­laufes. Den Mass­stab des Werkes ein­hal­tend näm­lich, hätte der Kunst­werker, wollte er wirk­lich auch den Beginn der Kurve dar­stellen, mehr als 50 Meter dem bere­its beste­hen­den Part vor­an­setzen müssen!

Wer nun find­et, mara sei ein fan­ta­sie­loser Angst­ma­cher, reagiert wie jen­er König, der die Über­bringer schlechter Bot­schaften hin­richtet – damit er die noch ver­blei­bende Zeit im Hoch­ge­fühl sein­er ver­meint­li­chen All­macht ver­leben kann.

Das genan­nte bild­liche Aperçu, jene kokett reiz­voll geist­reich die Haupt­kurve leicht stö­rende Kerbe übri­gens ent­spricht der im späten Mit­tel­alter nicht nur in Europa gras­sie­renden Pest. Die Pest also, ent­larvt als gewis­ser­massen ein letzt­lich uner­heb­li­ches Moment im töd­li­chen Gleich­mass der gra­fi­schen Schön­heit der Popu­la­ti­ons­kurve des Menschen.

Nov 2014, W. Stud­er

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