Himmlischer (Preis-) Kampf
Fühlen Sie sich als Flugpassagier eingeengt? Falten Sie sich als Grossgewachsener mit hochgezogenem Knie in Ihren Sitz? Oder fliegen Sie als Wohlgenährter (unter bösen Seitenblicken) angespannt mit eingezogenem Bauch? Befürchten Sie, dass Ihnen beim Aufstreichen des Brötchens der lauwarme Kaffee auf Nachbars Hose kippt? Nun ja, die Enge in der Holzklasse der Lüfte ist mittlerweile schon sprichwörtlich, aber da gibt es scheinbar noch Luft — für noch mehr Wachsdum.
Packungsdichte
<A320Max> heisst das Projekt und es ist Teil eines Sparprogramms der Lufthansa (SWISS) zur weiteren Effizienzsteigerung des Flugbetriebs: Durch Stuhllehnen-Verdünnung, Bordküchen-Verkleinerung, Schrank-Entfernung (zw. Küche und Passagiersitzen) und Sitz-Verschmälerung soll die Packungsdichte in den beiden Airbus-Typen A320 und A321 weiter erhöht werden…
Himmlischer Preiskampf
Wachstum, Wachstum und noch mehr Wachstum heisst die allgegenwärtige Losung. Wieso sollte man also den Flugunternehmen vorwerfen, dass es für Passagiere und Flugpersonal immer enger wird? Es ist geradezu folgerichtig, dass die Airlines mehr und mehr Passagiere in ihre Maschinen reinpferchen müssen, um im himmlischen (Preis-) Kampf mithalten zu können. High Density für 39 Franken ab Genf?
Für finanziell Randständige
Für die, die nicht nichtfliegen wollen oder können wird es am Himmel künftig wohl noch enger und billiger. Es sei denn, sie fliegschlafen First Class im über 2m langen Bett einer privaten Suite — mit Aufdeckservice (Langstreckenflüge). Derart luxuriös abzuheben dürfte allerdings nur finanziell Randständigen möglich sein.
Wachstumswahn? Hässliche Produktivitätssteigerung? Rahmenhandlung?
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Quellen
• Tages Anzeiger
• Aargauer Zeitung
• Neue Zürcher Zeitung
Martin
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Bekennende Nicht-Flieger sollten ihre Schadenfreude zügeln: Bei den SBB herrscht derselbe Trend — immer mehr Passagiere werden in die Züge gepfercht, mittlerweile kann man auch zwischen Zentren in den Genuss von S‑Bahn-“Komfort” kommen.
Marco
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Tatsächlich ergeht es mir jeweils auch so wie oben
beschrieben — mit einem (anfangs noch) Schmuzeln stelle ich jeweils fest, dass doch in jedem von uns eine masochistische Ader steckt…