Gefangen in der Badewanne

Nr46 Roter Faden

Nr46 Roter Faden

Ein Bei­spiel beklem­men­der Gefan­gen­nah­me aus dem Jah­re 2007 — der zwei­te Arti­kel mei­ner Arti­kel-Serie Rah­men­hand­lungWie schon im Über­sichts­ar­ti­kel ange­kün­digt, wer­de ich in die­ser Serie das künst­le­ri­sche Kon­zept der Rah­men­hand­lung anhand von 7 kon­kre­ten Bei­spie­len erläu­tern. Alle Bei­spie­le stam­men aus dem Werk [Nr18 Rah­men­hand­lung 5] mit sei­nen 7 Tableaus. Im heu­ti­gen Arti­kel geht es um eine gefähr­li­che Bade­wan­ne. Die dama­li­ge Medi­en-Kurz­mit­tei­lung aus der Aar­gau­er Zei­tung lau­te­te erwar­tungs­ge­mäss lapi­dar und emotionslos:

B e r n  S e e l a n d  In Badewanne gefangen

Im bernischen Seeland sass eine Frau
mehrere Tage in ihrer Badewanne fest,
bis sie von einer Nachbarin
gefunden und befreit wurde...

15.09.2007, Aargauer Zeitung

Das künstlerische Konzept der Rahmenhandlung

Das künst­le­ri­sche Kon­zept der Rah­men­hand­lung deu­tet eine Hand­lung als von ihrem jewei­li­gen Rah­men abhän­gi­ge (Ab-) Hand­lung. Die­se geschieht dem­nach nicht ein­fach frei und unab­hän­gig, son­dern wird durch ihre gesell­schaft­li­che, bio­gra­fi­sche und orga­ni­sche Vor­ge­schich­te (ihrem Rah­men) geprägt. Es han­delt sich immer um eine Hand­lung im Rah­men — um eine Rahmenhandlung.

Auch die sub­jek­ti­ve (Be-) Deu­tung einer Hand­lung wird durch ihren Rah­men geprägt. So erscheint dem sub­jek­ti­ven Betrach­ter eine Hand­lung erst dann bemer­kens­wert, wenn sich die­se in einem bemer­kens­wer­ten Rah­men “abspielt”.

Besonderer Rahmen — besondere Bedeutung

Der Rah­men prägt also sowohl die Hand­lung, als auch deren sub­jek­ti­ve Bedeu­tung. Das “Bade­wan­nen­ge­fäng­nis” in unse­rem Bei­spiel bekommt sei­ne bemer­kens­wer­te Bedeu­tung erst im bemer­kens­wer­ten Rah­men einer zuneh­men­den urba­nen Ver­ein­sa­mung in Ein­per­so­nen­haus­hal­ten. Denn ohne die Tat­sa­che, dass in Bern, Basel, Genè­ve, Zürich und Lau­sanne die Ein­per­so­nen­haus­hal­te mehr als die Hälf­te [sic!] aller Haus­hal­te aus­ma­chen (2000), wäre das Fest­sit­zen in der Bade­wan­ne weder zum län­ge­ren Pro­blem (hel­fen­de Hand), noch sub­jek­tiv bemer­kens- oder publi­ka­ti­ons­wert geworden.

Der Rah­men prägt sowohl die Hand­lung, als auch deren sub­jek­ti­ve Bedeutung.

Ein- und Aussichten

Eine Hand­lung oder ein Gesche­hen als Rah­men­hand­lung zu betrach­ten, kann Ein- und Aus­sich­ten ver­än­dern: Das Abra­ten vom Baden bei älte­ren Allein­ste­hen­den blie­be dem­nach zu hinterfragen…

Das Kon­zept der Rah­men­hand­lung hat mein Kunst­wer­ken stark beein­flusst, wes­halb ich ihm einen eige­nen Werk­raum Rah­men­hand­lung geschaf­fen habe. Dort fin­den Sie zusätz­lich einen gene­rel­len Über­blick über das Konzept.

Wie gehts weiter

Im näch­sten Arti­kel wer­de ich Ihnen eine wei­te­re bemer­kens­wer­te Rah­men­hand­lung aus dem Werk [Nr18 Rah­men­hand­lung 5] vor­stel­len. Es geht dabei um “herz­lo­se” Stei­ge­rung der Pfle­ge­pro­duk­ti­vi­tät. Bis dann!

Alle Artikel der Serie

  1. Serie Rah­men­hand­lun­gen
  2. Gefan­gen in der Bade­wan­ne (Die­ser Artikel)
  3. Pfle­ger ohne Herz
  4. Uner­träg­li­che Freiheit
  5. Alles psy­chisch!
  6. Unter­gang, Dich­ter und Hochstapelei
  7. Armer Hund
  8. Fina­le

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