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Mottfeuer

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr39 Ein herausragender Kopf

Nr39 Ein her­aus­ra­gen­der Kopf

(stu) In die­ser Zeit nun, die kei­nes­wegs und nie­mals und durch nichts zu defi­nie­ren ist, kommst du, Kunst­wer­ker Mara, als künst­le­ri­sch schlaf­wan­delnd Tref­fen­der mit dei­nem neus­ten Kunst­werk – gleich­sam dem Kinde rei­nen Her­zens und dem blin­den Seher, die ja, wie wir alle, auch dem dümms­ten Bau­ern und sei­ner gröss­ten Kar­tof­fel nahestehen.

Die­ses Opus zeigt der unmit­tel­ba­ren Wahr­neh­mung einen mensch­li­chen Kopf, der, offen­sicht­lich fein­säu­ber­lich abge­trennt, in einem jen­er hüb­schen weis­sen Pfei­ler­so­ckel, die dem Publi­kum als Basen etli­cher dei­ner Werke bere­its bekan­nt sind, der­art ein­ge­gos­sen wurde, dass nur­mehr das Schä­del­dach bzw. der sorg­fäl­tig gekämmte Haar­schopf des­sel­ben sicht­bar ist […]

 

Cochonnerie

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr42 Senkrechte Schweine

Nr42 Senkrechte Schweine

(stu) Der Psych­ia­ter führt einen Ror­schach­test durch. Der Pro­band asso­zi­iert bei jedem der unter­schied­li­chen Klecks­bil­der das Glei­che, näm­lich eine wilde Sex­or­gie. Der Psych­ia­ter, eini­ger­ma­ßen ver­dutzt, fragt den Pro­ban­den, was denn mit ihm los sei. Der Pro­band, nun eben­falls ver­dutzt und leicht empört zum Psych­ia­ter: “Aber sie haben mir doch alle diese Schwei­ne­reien gezeigt”!

Die Kun­st liegt im Auge der Betrach­ter, stellt man mit Recht fest. Die Schwei­ne­rei offen­sicht­lich auch – und in vor­ge­ge­be­nen Fall des neus­ten Wer­kes des Kunst­wer­kers, den SENK­RECH­TEN SCHWEI­NEN, gilt dies in dop­pel­ter Weise, ist doch die­ses Werk ein sol­ches der Kun­st und zugle­ich eine Schwei­ne­rei oder, im Ton etwas ele­gan­ter und weni­ger krude, eine COCHON­NE­RIE, die zudem inso­fern das Poten­tial zur hin­ter­sin­ni­gen Pikan­te­rie in sich trägt, als der Urhe­ber ja auch Psych­ia­ter ist. Ein Werk also, das – genau­so wie der ein­gangs zitierte Witz – grund­sätz­lich und sozu­sa­gen zum Vor­aus Wahr­heit in sich trägt, die uns hier unbe­dingt als Pro­fi­laxe gegen die all­ge­meine Faul­heit des Den­kens und dito Humor­lo­sig­keit ärzt­lich ver­schrie­ben wird. […]

 

Die Pest ist ein Aperçu

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr45 Eskala­tion

(stu) Ein Hauch von edlem Holz­spiel­zeug von unschul­di­ger Hand­werk­lich­keit und abs­trak­ter plas­ti­scher Qua­li­tät, zwi­schen PAS­TO­RINI und VISA GLO­RIA zu asso­zi­ie­ren. Auch ger­ade mit sei­ner fast pud­rig fei­nen Ober­flä­che zeigt sich das neuste Pro­dukt als künst­le­ri­sche Spie­le­rei in Weiss und Rot und – als lich­tes ste­hen­des Mobile schwe­bend erschei­nend – als eine der Ästhe­tik CALDER’S ver­pflich­te­tes Werk, das in sei­nem Sinne auch als UN BLANC ET UN ROUGE beti­telt wer­den könnte.

Da ist dann auch noch die­ser fast zu über­se­hende Knick in der in Weiss und Rot ansons­ten wun­der­schön har­mo­nisch figu­rier­ten Bucht. Gleich­sam einem gestal­te­ri­schen Aperçu, spon­tan ent­wach­sen der Intui­tion des Autors als raf­fi­niert hüb­sche Unre­gel­mäs­sig­keit, die der Betrach­tung zusätz­lich Anreiz ver­leiht […]

 

Der rote Faden ins Labyrinth

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr46 Der rote Faden

(stu) Ein nicht ein­mal ein­fach gestrick­tes, son­dern ledig­lich ein­fach auf­ge­spul­tes Werk dies­mal. Von unse­rem Kunst­wer­ker, des­sen Hin­ter­list wir mitt­ler­weile satt­sam ken­nen und wis­sen: den Schin­ken am schein­bar mage­ren Kno­chen müs­sen wir uns als Betrach­ter sel­ber erschaf­fen, die Sau also zum genüss­li­chen Ver­zehr sel­ber mäs­ten […]

 

Der Vater des Gedankens ist sein Sohn

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr48 Schweine vor die Perlen geworfen

Nr48 Schweine vor die Perlen geworfen

(stu) Wo immer Schweine sich mani­fes­tie­ren, sind die sprich­wört­li­chen Per­len, jene Per­len, die, wie es scheint welt­weit und zu Hauf in ste­ti­gem Akko­rd vor die Schweine gewor­fen wer­den, nicht weit […]

 

Ich bin dann mal weg

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr51 Närrische Öffnung

Nr51 När­rische Öffnung

(stu) Auf dem Geviert des dem Kunst­werk­er Mara eige­nen weis­sen Sock­els wie zufäl­lig leicht schräg und um weniges geschiftet aus­gelegt ein ein­fach­es KREUZ, ein Kruz­i­fix ohne den Gekreuzigten. Und eben­so zufäl­lig einige Blut­stropfen, die sich bei näherem Hin­se­hen als völ­lig undrama­tis­che dafür aber witzig einge­set­zte Prise KONFETTI erweist. Das Kreuz, absolutes Sym­bol der Chris­ten­heit, des Heils­geschehen und des Ver­sprechens eines jeden Tod über­winden­den ewigen Lebens als Fast­nachtss­cherz und Karneval­sreq­ui­sit? Ist Mara ein kunst­werk­end zu Werke gehen­der Gottes­läster­er, der, trotz sein­er sacht iro­nis­chen und grosso modo untadeli­gen Gestal­tung, erken­ntlich das verunglimpft, was vie­len Heilig ist […]

 

Serra und Zeitmaschine: Ein Schlüsselfall

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr53 Freiheit - Sicherheit

Nr53 Frei­heit — Sicherheit

(stu) Dort wo im Sur­sel­va die Rus­sein von Nor­den zu Tale fällt um dann in der Sohle brav in den noch jun­gen Vorder­rhein einzu­fliessen als wär nichts geschehen, wird bisweilen mit Erfolg nach aus­ge­wasch­en­em Gold gesucht. Die Gold­such­er schwenken in geduldigem Rit­u­al ihre Siebe zwis­chen eini­gen Steinen, die stel­len­weise wie zufäl­lig geschichtet erscheinen — ein Phänomen, das ja in dieser wilden Gegend dur­chaus bekan­nt ist. Was sollte im übri­gen, fragt sich vielle­icht der Gold­jäger in ein­er Ver­schnauf­pause den Schweiss von der Stirne wis­chend, eine Mauer quer über den an dieser Stelle in der Regel als Bach, wenn nicht Bäch­lein, ziel­los dahin­plaud­ern­dern Vorder­rhein […]

 

Wer geht mit wem?

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr54 Smartphone

Nr54 Smart­phone

(stu) Von zwei Schüssen getrof­fen kon­nte sich der Fremde im unwegsamen Gelände des Gebirges vor seinen Ver­fol­gern nur sehr knapp hin­ter einem der tausend Felsen ver­steck­en — nur um nach weni­gen Tagen des Ver­har­rens an seinen Wun­den zu ster­ben. Als er, der wahrschein­lich ein Agent aus dem Süden war, endlich gefun­den wurde, war seine Leiche ein trau­riger Anblick und die zuständi­gen Behör­den und ihr Wis­senschafts­di­enst sichteten die Reste sein­er Klei­dung und die weni­gen Uten­silien, die er in ein­er Art Män­ner­tasche mit sich führte. Nein, ein Smart­phone war nicht dabei, aber der vor rund 7000 Jahren im Bren­nerge­bi­et kläglich Verblich­ene, als Ötzi bekan­nte, hat­te eine Schnur mit etlichen in unregelmäs­si­gen Abstän­den eingear­beit­eten Knoten bei sich — ein Itin­er­ar also, dem die wesentlichen Wegstreck­en der unter­nomme­nen Reise abzuleit­en und mit dem Winkel und Gestirne anzu­peilen waren […]

 

Gefrorene Tränen versus Verblödung

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr57 Surrogat 1

Nr57 Sur­ro­gat 1

(stu) Eine stram­mge­sunde Topf­pflanze entwick­elt bei näherem Hin- und Run­dum­se­hen den Charme ein­er etwas skur­rilen Son­ntags­bastelei, indem näm­lich an der Basis des Topfes drei han­del­sübliche Bat­te­rien für Taschen­lampe oder so gebün­delt ange­fügt und durch zwei ver­schieden­far­bige elek­trisch lei­t­ende Kupfer­drähte, deren Enden pro­fes­sionell gehäutet diskret ins Erdre­ich gesteckt, zu einem Ganzen ver­bun­den sind. Man kann bei diesem Werk ein harm­los­es Avers von einem bedeu­tend weniger harm­losen und bei zunehmender Betra­ch­tung zunehmend bestürzen­deres Revers unter­schei­den. Das Avers zeigt uns die bürg­ersin­nige Grünpflanze mit ihrer Daten­ban­de­role. Das Revers die Energie zu- oder abführende elek­trische Mas­chine, die als­bald als Bombe erkan­nt, dem Magen ver­hal­tene Panikkrämpfe beschert […]

 

Vom Jagen und Jäten

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr59 XXL

Nr59 XXL

(stu) Ein Latein­er des Frühchris­ten­tums hätte sofort erkan­nt, dass es sich beim sol­id sauber gear­beit­eten und matt schwarz gestrich­enen Objekt um ein Kreuz han­delt, das etwas merk­würdig anmu­tend einen um ein Vielfach­es verdick­ten Kreuzstän­der aufweist, neben dem die Kreuzarme nur mehr wie lächer­liche Stum­melchen wirken. Der Frühchrist wäre dann näher getreten um die Inschrift entz­if­fern zu kön­nen. XXL hätte er dann gele­sen und scharf­sin­nig gefol­gert, dass hier ein Gemein­schafts­grab für 30 Per­so­n­en markiert war. Wir, die wir ohne­hin immer alles bess­er wis­sen, als unsere Ahnen, wis­sen natür­lich, dass XXL nicht die römis­che Zahl 30 meint, son­dern dass IGGS IGGS LARTSCH die Beze­ich­nung für Über­grösse ist, für saumäs­sig gross und irre dick […]