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Sprachperlen (Serie)

Vorbemerkungen zur Serie

Nr85 Hochzeit

Nr85 Hochzeit

Werkkom­mentare zu bekom­men ist eine Ehre und gemein­hin auch erfreulich. Wenn solche dann auch noch aus der sachkundi­gen Fed­er eines W. Stud­er stam­men, ist für KUNSTHISTORISCHES GESCHWURBEL reich­lich gesorgt. Cha­peau! Der Kunst­werk­er ist fasziniert von der sprach­lichen und ana­lytis­chen Elo­quenz dieses Kom­men­ta­tors und diesem zu her­zlichem Dank verpflichtet. Wenn Ein­er der­ar­tige Sprach­perlen auch noch in kürzester Zeit aus dem Ärmel zu schüt­teln ver­mag, DANN MUSS DAS KUNST SEIN.

Es liegt also ger­adezu auf der Hand, den rhetorischen Kost­barkeit­en von W. Stud­er eine Artikelserie zu wid­men und damit in lock­eren Abstän­den auf einen sein­er Werkkom­mentare hinzuweisen. Eine Über­sicht über alle bish­eri­gen Artikel der Serie kön­nen Sie sich jew­eils über die Seit­en­leiste unter >Sprach­perlen (Serie) verschaffen.

Viel Vergnü­gen beim Perlentauchen…

 

Showdown

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr13 Rahmenhandlung 1

Nr13 Rah­men­hand­lung 1

(stu) Einem aus sol­id gefalztem Stahlblech zum rechteck­i­gen Geviert ver­schweis­sten Rah­men ist ein asym­metrisch platziertes Tableau ein­ge­lassen oder bess­er auf ewig ver­haftet, gefasst, verurteilt und ver­ban­nt. Dieses Gemälde zeigt ein aus dem Plas­ma goldgel­ber Atmo­sphäre entste­hen­des Kon­ter­fei, das noch an der Natur gesucht, als­bald aber in eine karikierende und ansatzweise abstrahierende Malerei ein­mün­det und schliesslich hierin ohne Abschluss endet. (mehr …)

 

Das Pferd im Märchen des Lebens

Aus der Serie «Sprachperlen»

Hom­mage an ein feines Essen mit feinen Leuten, feinen Gesprächen und beson­ders an die Köchin.

Nr15: Heimat

Nr15 Heimat

(stu) Das deutsche HEIMAT ist, als Wort und als Begriff, in keine Sprache direkt zu über­set­zen. Auch in der Umschrei­bung ist das deutsche HEIMAT in der ganzen Tiefe sein­er Bedeu­tung nicht zu erfassen. HEIMAT ist eine mythis­che und mys­tis­che Ikone der deutschen Sprache, die wiederum eine der höch­st­d­if­feren­zierten und wortschatzre­ich­sten Sprachen weltweit ist und der ein ein­ma­liger Reich­tum unter­schiedlich­ster Aus­prä­gun­gen eigen ist. Unter diesen Dialek­ten wurde vor noch gar nicht länger Zeit dem Han­noveranis­chen Dialekt die Ehre zuteil, als Hochsprache auser­wählt zu wer­den. Eine Wahl, die nicht nach Eig­nung, son­dern dem Macht­ge­fälle nach entsch­ieden wurde. In keinem der deutschsprachi­gen Heimatlän­dern – und dies sind etliche mehr als die Meis­ten wis­sen – spricht man üblicher­weise die reine Hochsprache. Dies tun allen­falls Per­so­n­en, die beson­ders aus­ge­bildet sind, zum Beispiel für den Schaus­pieler­beruf. (mehr …)

 

Bange und erfolgssüchtige Seelen

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr22 Standing Ovation

Nr22 Stand­ing Ovation

(stu) Stand­ing Ova­tion, oder wie man zumin­d­est früher in Deutsch sagte ste­hende Ova­tion oder ste­hen­der Beifall, beze­ich­net jene Form von Applaus, der auf­grund ein­er ful­mi­nan­ten Dar­bi­etung, die das Pub­likum buch­stäblich aus den Sitzen reisst, spon­tan und eben ste­hend erfol­gt. Ste­hende Ova­tio­nen sind trotz deren ten­den­zieller Infla­tion bei den Pro­tag­o­nis­ten jeglich­er Art beliebt. Selb­st über­triebene Kom­pli­mente sind den Adres­sat­en eben Bal­sam auf die ewig ban­gen und erfol­gssüchti­gen See­len. Das ist men­schlich und eigentlich ganz gut so. (mehr …)

 

Götterdämmerung

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr30 Klimax

Nr30 Kli­max

(stu) Da ist dieser schöne Holzkan­tel aus best­ge­lagertem und für Schnitzerei best­ge­masertem Lin­den­holz mit einem Stück ste­hen­ge­lassen­er Baum­rinde, als Garant für Echtheit und als sen­ti­men­taler Akzent des Heimeli­gen auf Teufel komm raus. Denn in der Tat ist dieser hochgestellte Kan­tel durch das Arrange­ment von adret­ten und der weis­sen Rasse zuge­höri­gen Figürchen aus dem apoli­tis­chen Mod­ell­baube­darf zur poli­tisch und über­poli­tisch böse ein­fahren­den Instal­la­tion gepimpt. (mehr …)

 

Glück auf!

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr36 Gegensatz 3

Nr36 Gegen­satz 3

(stu) Wieder ein Werk wie aus der Bou­tique für das gehobene Wohn-Acces­soire in ein­er so wohl massierten Ästhetik, dass nie­mand auf Anhieb auf die Idee käme, sich mit der net­ten Typogra­phie auch inhaltlich einzu­lassen: In diesem Dop­pel­rah­men-Ensem­ble ist optisch das GLÜCK dem GLEICH har­monisch gle­ichgewichtig und gle­ich­berechtigt zuge­sellt und man ist schnell ver­sucht, die Ver­heis­sung GLÜCK GLEICH zu lesen oder noch bess­er umgekehrt das rein hedo­nis­tisch befehlende GLEICH GLÜCK. Aber nein! (mehr …)

 

Anleitung zum Glücklichwerden

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr17 Auseinandersetzung

Nr17 Auseinan­der- Setzung

(stu) Meiers haben Zoff und zwar gewaltig und sie haben dies nicht zum ersten Mal, son­dern zum gefühlten hun­dert­tausend­sten Mal! Sie prügeln in der Folge gnaden­los und auch oder ger­ade unter der Gürtellinie ver­bal aufeinan­der ein und am lieb­sten wür­den sie – und sie sind immer näher daran es wirk­lich zu tun – dies auch manuell und pedu­ell tun. Sie, die Sie das lesen, ken­nen dies natür­lich nur vom Hören­sagen, aber Sie wis­sen schon in etwa, was ich meine. Eine üble Sit­u­a­tion, wenn sich Zwei der­art innig stre­it­en, statt sich in gle­ich­er Inten­sität zu küssen oder so – vor allem oder so. Statt sich gesit­tet miteinan­der AUSEINANDER ZU SETZEN, machen sie sich miteinan­der gegen­seit­ig das Leben zuse­hends zu Hölle. Was ist zu tun? (mehr …)

 

Revolution

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr11 Rahmenhandlung 4

Nr11 Rah­men­hand­lung 4

(stu) Im gediegen mit Mattglanz vere­del­ten Gol­drah­men und hin­ter Glas verewigt die tief­goldgelbe Plat­te, die mit­tels unten rechts sorgfältig attack­iertem Drehw­erklein mit musikalis­chem Poten­tial zur gold­e­nen Schallplat­te erko­ren ist, die trotz­dem nicht wie üblich rund son­dern einem Tafel­bild­chen gemäss brav rechteck­ig aus­ge­formt die eingemessene Rah­men­mitte schmückt und somit als eigentlich­er Bildge­gen­stand erkennbar das Rah­men­werk zum Thron erkürt und das mit kitschigschönem Schriftzug in der Mode der Fün­fziger zusät­zlich zur edlen Trophäe im Retrolook gestylt gestal­tet ist. Hein­t­je und Peter Alexan­der hät­ten ihre pures Entzück­en wohl gle­ich musikalisch auszu­drück­en gewusst, aber wir lassen uns jet­zt nicht ein­lullen und lesen was da so herza­ller­lieb­st in etwa von unten links nach oben rechts hingeschnörkelt ste­ht. (mehr …)

 

Gnade vor Recht

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr12 Aus dem Rahmen gefallen

Nr12 Aus dem Rah­men gefallen

(stu) Drei gle­ich­for­matige und ohne­hin gle­ichar­tige Quadrate in grauweiss­er Aus­dehnung, die nur mit je einem in eine Ecke geschobe­nen dunkel-blutroten kleinen Viereck zu ein­er unmit­tel­bar kaum merk­lichen aber eben doch sehr wirk­samen Span­nung und ins­ge­samt zum alle drei Gestal­tun­gen vere­inen­den Span­nungs­bo­gen zu führen ver­mö­gen. Zu diesem bewusst dezen­ten Gestal­tungssta­tus addiert sich dann aber noch ein Schriftzug in ein­er gestem­pelt erscheinen­den Blockschrift, die an Con­tainerbeschrif­tung, aber auch fast nos­tal­gisch an Mil­itär­magazine und Waf­fenbeschrif­tun­gen, an Panz­er­schiffe und Unter­see­boote erin­nert. Und in der Tat passt diese let­ztere Assozi­a­tion beson­ders gut, denn die drei Tableaus wirken ja wirk­lich wie alte stahlgraue Panz­er­plat­ten mit ein­er durch­drück­enden, ins Viereck gezwun­gene Blut­spur. (mehr …)

 

Freiheit ist Abglanz ihrer Idee

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr14 Freiheit Sicherheit

Nr14 Frei­heit Sicherheit

(stu) Dieses hochgestellte, den gold­e­nen Schnitt oblongierende For­mat, das im ein­fachen drei­gliederi­gen Graukeil aus der Tiefe des Anthraz­it zum mit­tleren Grau zum über­ra­gen­den Hell auf­steigend arrang­iert ist und von einem schwarzen Schmalen Rah­men von unten her halb­wegs, näm­lich exakt bis in das ver­mit­tel­nde Feld des 50%-igen schwarz-weiss reichend, umfasst wird, ist rein for­mal und deko­ra­tiv beurteilt Vieles, das es neb­st den Inhal­ten auch zu würdi­gen gilt – was lei­der oft vergessen wird. Zunächst ist es ein fast plas­tisch zu empfind­en­des Tableau, das als ein dem ART DECO und dem BAUHAUSSTIL näher­ste­hen­des Object als Raum­schmuck und sog­ar als eigentlich­es wandgliedern­des Ele­ment, ein­er Täferlisene gle­ich, eine aus­geprägte architek­tonis­che Qual­ität besitzt und erfüllt. Überdies reizt das eben­so als unfer­tiges oder in sein­er Funk­tion rät­sel­hafte Möbel, etwa als unvol­len­de­ter Par­avent oder als ein­füs­siger Liege- oder Klapp­stuhl zu sehende Werk, die Lust der Betra­ch­t­en­den zur Manip­u­la­tion. (mehr …)