Unerträgliche Freiheit

Nr30 Klimax

Nr30 Kli­max

Zunehmende Reg­u­la­tion­swut und besorgnis­er­re­gende Ver­staatlichung des gesellschaftlichen Zusam­men­lebens — der näch­sten Artikel aus der Artikel-Serie Rah­men­hand­lun­gen. Wie im Über­sicht­sar­tikel bere­its angekündigt, soll hier das Konzept der Rah­men­hand­lung anhand von 7 konkreten Beispie­len ver­tieft wer­den. Auch das heutige Beispiel aus dem Jahre 2007 habe ich wiederum aus dem bere­its vorgestell­ten Werk [Nr18 Rah­men­hand­lung 5] entnommen:

S c h w e i z   Täglich zwei neue Gesetzes-Vorschriften

Schweizer Politiker beschliessen im Durchschnitt
täglich zwei bis drei neue Vorschriften, sodass
im Laufe des Jahres 2007 voraussichtlich
weitere 750 neue Gesetzesvorschriften
rechtskräftig werden... 

01/2007 Facts

Das künstlerische Konzept der Rahmenhandlung

Wir erin­nern uns: Das kün­st­lerische Konzept der Rah­men­hand­lung deutet eine Hand­lung als von ihrem jew­eili­gen Rah­men abhängige (Ab-) Hand­lung. Diese geschieht dem­nach nicht ein­fach frei und unab­hängig, son­dern wird durch ihre gesellschaftliche, biografis­che und organ­is­che Vorgeschichte (ihren Rah­men) geprägt. Es han­delt sich immer um eine Hand­lung im Rah­men — um eine Rahmenhandlung.

Auch die sub­jek­tive (Be-) Deu­tung ein­er Hand­lung wird durch ihren Rah­men geprägt. So erscheint dem sub­jek­tiv­en Betra­chter eine Hand­lung erst dann bemerkenswert, wenn sich diese in einem bemerkenswerten Rah­men “abspielt”.

Die Freiheit und ihre Nebenwirkungen

Die Poli­tik­er in unserem Bespiel “han­deln” dem­nach weniger eigenmächtig als vielmehr ohnmächtig “im Rah­men” fun­da­men­taler Gegen­sätze der reichen, mod­er­nen Gesellschaft: Das wohlständi­ge Leben der unzäh­li­gen Möglichkeit­en gibt es — das ist lästig, aber evi­dent — grund­sät­zlich nur zum Preis unzäh­liger Unsicher­heit­en. Frei­heit kostet Sicher­heit. All­ge­mein gültige Tra­di­tio­nen, Autorität und Reli­gion wur­den abgelöst durch indi­vidu­elle Selb­st­bes­tim­mung und Selb­stver­wirk­lichung. Die Frei­heit des Einzel­nen, ein “eigenes Leben” zu führen wurde mehr — die Ori­en­tierungslosigkeit wurde es auch: Mit­tler­weile sind schätzungsweise drei Vier­tel der Büch­er Rat­ge­ber und das Helfer- und Wahrsager(un)wesen flo­ri­ert. Der Frei­heit Unsicher­heit uner­schrock­en ins Auge zu blick­en fällt offen­sichtlich schw­er und bald schon sehnt sich der irri­tierte freie Men­sch wieder nach Ver­trautheit, Beständigkeit und Ver­lässlichkeit. Er reklamiert — fol­gerichtig und ent­mutigt — eine verbindliche Regelung der Frei­heit. Und zwar schnell und notabene jen­seits von Tra­di­tion, Autorität und Reli­gion: Neue Geset­ze müssen her!

Ohnmacht statt Eigenmacht

Nur wenige Poli­tik­er scheinen die zunehmende Reg­u­la­tion­swut und besorgnis­er­re­gende Ver­staatlichung des gesellschaftlichen Zusam­men­lebens mit parteipoli­tis­chem Eifer und ohne Zweifel voranzutreiben. Die Mehrzahl wird sich vielmehr dazu gedrängt fühlen. Gedrängt fühlen “im Rah­men” ein­er verun­sicherten freien Gesellschaft, die zunehmend den Halt ver­liert. Der Rah­men bes­timmt die (Ab-) Handlung.

Ein- und Aussichten

Eine Hand­lung oder ein Geschehen als Rah­men­hand­lung zu betra­cht­en, kann Ein- und Aus­sicht­en verän­dern: “Die da oben (in Bun­des­bern) machen sowieso was sie wollen”…bliebe dem­nach zu hinterfragen.

Das Konzept der Rah­men­hand­lung hat mein Kunst­werken stark bee­in­flusst, weshalb ich ihm einen eige­nen Wer­kraum Rah­men­hand­lung geschaf­fen habe. Dort find­en Sie einen generellen Überblick über das Konzept.

Alle Artikel der Serie

  1. Serie Rah­men­hand­lun­gen
  2. Gefan­gen in der Badewanne
  3. Unerträgliche Frei­heit (Dieser Artikel)
  4. Alles psy­chisch!
  5. Unter­gang, Dichter und Hochstapelei
  6. Armer Hund
  7. Finale

One thought on “Unerträgliche Freiheit

  1. Vie­len Dank für diesen Beitrag. Der süsse Duft der Frei­heit, wie lange begleit­et er die Men­schen schon? Am ehesten seit Adam und Eva und er kommt sel­ten allein. Denn die Folge auf Frei­heit ist Angst vor der Unsicher­heit. Frei­heit­skämpfer und Ide­al­is­ten, für so manch­es wurde in der Ver­gan­gen­heit im Namen der Frei­heit gekämpft, nur um danach wieder neuem Platz zu geben welch­es die Frei­heit auf andere Art beschnit­ten hat.

    FERIEN. Die Schweiz­erin­nen kon­nten darüber abstim­men, ob sie 6 Wochen Ferien möcht­en. Schein­bar griff die schiere Angst um sich was mit dieser vie­len freien Zeit zu tun wäre, denn wir haben sie abgelehnt — zumin­d­est vorder­gründig aus Wachstumsgründen. 

    ÄGYPTEN. Gekämpft haben sie auf den Strassen, für die Frei­heit. Ihr Leben riskierten sie um Mubarak zu stürzen. Nach langem kämpfen war es geschafft. Nur um 1 Jahr später die demokratisch gewählten zu stürzen und das Mil­itär einzuset­zen welch­es sogle­ich den alten Peiniger für dessen Abgang man so geblutet hat­te wieder freilässt.

    Die Men­schen kämpfen seit jeher für ihre Frei­heit. Eine oft teuer erkaufte Frei­heit und nicht sel­ten, leg­en sie sich anschliessend selb­st wieder in neue Ketten.


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