Nr36 Gegensatz 3

Dop­pel­druck aufge­zo­gen, 2 Galerie-Wech­sel­rah­men 100x70cm, kuratiert im Abstand von 15cm, Gesamt­grösse 155x100x4 cm, © mara 2014
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Inspiration

Ungle­ich­heit ist die treue Beglei­t­erin des Glücks, zumal ausser­halb des beg­nade­ten Lebens “vor sich hin” GLÜCK und GLEICHHEIT grundle­gende Gegen­sätze sind. Das ist unfair und das ist wahr.

  • Luc de Clapiers Vau­ve­nar­gues (1715 – 1747), Mar­quis de, franzö­sis­ch­er Philosoph, Moral­ist und Schrift­steller, Quelle: »Betra­ch­tun­gen und Maximen«
  • Hans Ulrich Bänziger, 1938, Schweiz­er Psy­chologe und Schrift­steller, Quelle: »Über­haupt und kop­funter. Apho­ris­men und Gedanken«
  • Maria Hecht, 1973, Lageristin
  • Karl Julius Weber, 1767 – 1832, deutsch­er Jurist, Pri­vat­gelehrter und Schriftsteller

Werk

<Nr36 Gegen­satz 3> pointiert wie alle Werke aus der Serie Gegen­sätze auf (philosophisch-) fun­da­men­tale Gegen­sätze unser­er Bestre­bun­gen. Eine unerträgliche Zumu­tung an das All­t­agsleben, Kun­st­sprech: PROVOKARTION

Klassifikation

<Nr36 Gegen­satz 3> ist ein Werk aus dem Wer­kraum Gegensatz

Bekanntgabe

2014 → siehe Artikel Unfair

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Glück auf!

Kommentar zum Werk Nr36

Nr36 Gegensatz 3

Nr36 Gegen­satz 3

(stu) Wieder ein Werk wie aus der Bou­tique für das gehobene Wohn-Acces­soire in ein­er so wohl massierten Ästhetik, dass nie­mand auf Anhieb auf die Idee käme, sich mit der net­ten Typogra­phie auch inhaltlich einzu­lassen: In diesem Dop­pel­rah­men-Ensem­ble ist optisch das GLÜCK dem GLEICH har­monisch gle­ichgewichtig und gle­ich­berechtigt zuge­sellt und man ist schnell ver­sucht, die Ver­heis­sung GLÜCK GLEICH zu lesen oder noch bess­er umgekehrt das rein hedo­nis­tisch befehlende GLEICH GLÜCK. Aber nein!

Mara weist die zu einem Werk vere­in­ten Begriffe GLEICHHEIT und GLÜCK als zwei sich gegen­seit­ig auss­chliessende Unvere­in­barkeit­en aus. Als unbe­d­ingt als par­a­dig­ma­tisch-pro­gram­ma­tisch para­doxales UNEINIGES EINS zu ver­ste­hen. Also ein weit­eres Mal ein OXIMORON, das erst in der Umkehrform von GLÜCK GLEICH UNGLEICHHEIT sin­n­fäl­lig deut­lich aber halt weniger hin­ter­hältig geistre­ich wahrzunehmen ist.

Was genau meint unser VERTRAUTER UNVERTRAUTE (Oximo­ra sind cool!) Kunst­werk­er Mara nun mit dieser KRYPTISCHEN KLARHEIT (ich kann’s nicht lassen)? Ist sein Werk eine Apolo­gese auf jenes sta­tis­tisch leg­endäre Ein­prozent der Welt­bevölkerung, das gut und gerne 75 Prozent des Weltver­mö­gens besitzt? Wieder­set­zt sich Mara der jüng­sten Ein­sicht von Welt­bank und Währungs­fond? Diese Gral­shüter des Finan­zlib­er­al­is­mus und Wach­s­tums kamen 2014 zur Ein­sicht, dass die weltweite Ungle­ich­heit auf ein sozial verträglichem Aus­mass aus­geglichen wer­den müsse, damit das ihrer Ansicht nach unbe­d­ingt nötige stetige Wach­s­tum auf Dauer garantiert sei. Armut und Elend sind gewiss keine Glücks­bringer und Mara gewiss kein Soziopath — zumin­d­est nicht mehr als Sie und ich es men­schlicher­weise auch sind.

Oder zielt er wom­öglich mit sein­er apodik­tis­chen These in die Felder des Psy­chol­o­gis­chen, Psy­chosozialen und Sozi­ol­o­gis­chen? Nun, dort gilt, durch eine Unmenge von wis­senschaftlichen Unter­suchun­gen seit den 70-er Jahren des let­zten Jahrhun­derts bis heute erhärtet, das, was der Volksmund sprich­wörtlicher­weise und trotz den die Regel jew­eils bestäti­gen­den Aus­nah­men längst weiss: GLEICH UND GLEICH GESELLT SICH GERN — und was der Volksmund weiss, hat der Psy­chi­ater Mara mit an Sicher­heit gren­zen­der Wahrschein­lichkeit läng­stens auch kapiert.

Worum also geht’s ihm dann? Welche Ebene men­schlichen Seins und Bewusst­seins, welchen Sta­tus im men­schlichen Spek­trum der Wahrnehmung nimmt Maras Aus­sage denn son­st ein? Mara führt mit seinen per se wider­sprüch­lichen Aus­sagen seinen ure­ige­nen PHILOSOPHISCHEN PLOT ein, und diesen kunst­werk­end aus. Er kon­stru­iert und pos­tuliert seinen KONTRAPUNKTISCHEN KATEGORISCHEN IMPERATIV, den er als men­schlich unfair aber nichts­destotrotz mit Nach­druck als WAHR bekräftigt, wom­it sich Mara ganz in der Tra­di­tion des Philoso­phierens befind­et, wo UNBEWEISBARE BEWEISE (ups, ich oxi­moronne ja schon wieder) die pure Dog­matik darstellen. Und genau hierin tre­f­fen und verbinden sich die Wesen­szüge jeglich­er Kun­st und jeglichen Philoso­phierens zu ein­er wun­der­baren und in eine absolute Überord­nung hinein WAHR wer­den­den unspalt­baren Ein­heit: Es sind stets Aus­sagen, die nie wirk­lich zu behaften sind und die sich immer erst beim Wegschauen für einen Moment ohne Dauer als Wet­ter­leucht­en des uni­versellen Geistes diesem selb­st, gewis­ser­massen im Spiegel des Men­schen, als WAHR zu erken­nen geben.

GLÜCK AUF!! Schauen wir hin und dann schnell mal weg — ver­suchen wir Spiegel des Geistes zu sein, indem wir unser Spiegel­bild betra­cht­en — übri­gens: bei dieser Wahrnehmung des Abglanzes von Schön­heit ist Eit­elkeit eine Zier!

Nov 2014, W. Stud­er

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